Blick in die Geschichte der reformierten Kirche

Johannes Calvin

Die reformierte Kirche ist eine Kirche der Reformation. Die „Väter“ der reformierten Kirche sind Ulrich Zwingli in Zürich (1484-1531) und Johannes Calvin in Genf (1509-1564). Die reformierte Kirche entspringt also republikanischen Stadtstaaten, was sehr schnell ein demokratisches Element in den Aufbau der Kirche gebracht und die Selbstverwaltung der einzelnen Gemeinde gefördert hat. Humanistisch-aufgeklärtes Gedankengut hat die reformierte Kirche stärker aufgenommen als die lutherische, weshalb sie das, was sie als „Aberglaube“ verdächtigte, entschiedener abgelehnt hat als jene: Bilderverehrung, die leibliche Gegenwart Jesu in den Elementen des Abendmahls, ein Zuviel an Zeremonien usw. Das Bilderverbot wird in Aufnahme des biblischen Originaltextes und im Anschluss an Origenes und andere als zweites der 10 Gebote gezählt, während die lutherische Kirche die Zählung der römisch-katho-lischen Kirche beibehalten hat, das Bilderverbot weglässt und dafür das Begehrs-verbot in 9. und 10. Gebot aufteilt.

Seit 1563 hat sich in der reformierten Kirche der Heidelberger Katechismus als Unterrichtsbuch durchgesetzt. Gegen die Angst der Zeit, die weltliche wie auch die religiöse, spricht der Heidelberger Katechismus gleich in Frage 1 davon, dass Menschen im Leben wie im Sterben Trost haben.

Nach einer langen Zeit konfessionellen Gegeneinanders haben 1973 die lutherischen, reformierten und unierten Kirchen Europas sich auf gegenseitige Anerkennung und volle Abendmahlsgemeinschaft geeinigt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) umfasst alle drei protestantischen Ausrichtungen in gleicher Weise.

Ca. 2 Millionen Menschen in Deutschland nennen sich evangelisch-reformiert. Die Reformierten in Deutschland sind also eine Minderheit. Nur in einigen Landstrichen stellen sie die Mehrheit der Evangelischen: Im nördlichen und westlichen Ostfries-land, in der Grafschaft Bentheim, im Siegerland, am Niederrhein, im Tecklenburger Land, in Teilen Badens und Hessens. Im übrigen Deutschland leben die Refor-mierten in verstreuten Personalgemeinden, also in einer Diasporasituation.